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Mittwoch, 25. April 2012

Ein Besuch im Atelier des Künstlers Willy Bâ


 
Es läuft eine gecoverte Version des Libertango von Astor Piazzolla im Hintergrund, als ich das Atelier betrete, dann Ain't no sunshine von Bill Withers....Willy Bâ hegt nicht nur eine Leidenschaft für die Kunst, sondern auch für die Musik, wie er mir später erzählen wird.
Das erst Mal kam ich mit den Bildern Bâ's in Montolieu in Berührung, wo er seit vier Jahren lebt. Eine Kollegin wies mich auf seine Internetseite hin, nachdem er in der Buchhandlung war und als ich seine Bilder gesehen habe, wollte ich auch unbedingt ihn selbst und seinen Werdegang kennen lernen.
Schon als Kind sei seine Lieblingsbeschäftigung das Zeichnen gewesen und als die Begeisterung für die Kunst auch in der Jugend nicht abriss, schrieb sich der 1958 in Paris geborene Willy Bâ, 1976 für das Studium 'dessin industriel ponctuées' ein. Die präzise Art des industriellen Zeichnens kommt später auch in seinen Werken zum Ausdruck.
Ein Jahr nach Beendigung des Studiums, beginnt er noch ein zweites der schönen Künste (Beaux Arts) ; auch in Paris.
"Ich habe mit 26 Jahren angefangen zu reisen und nie mehr aufgehört!", erzählt der Künstler weiter. Und tatsächlich verließ Willy Bâ 1986 Frankreich, um für die nächsten acht Jahre in Afrika zu leben und zu arbeiten. Diese Zeit hat auch seine Arbeitsweise maßgeblich geprägt.
Die anfänglich noch monochrome Malweise verändert sich nach erstem Zögern schnell in farbenfrohe Bilder von Masken und Serien von gleichen Personenkonstellationen in wechselnden Farbzusammensetzungen.
 


               

Schließlich bleibt er nach Orten, wie Burkina Faso und dem Senegal im spanischen La Gomera, einer Insel an der Westküste Afrikas hängen, wo er für die nächsten vier Jahre in einer école indienne (indischen Schule) von einem Meister der Kalligrafie in der Grande Calligraphie ('großen Kalligrafie') unterrichtet wird.
Später kehrt er für zwei Jahre nach Paris zurück und verliert sich mehr in japanischen Motiven.


Stellt man Willy Bâ die Frage nach Vorbildern und Inspirationen, so wird die Vorahnung die man hatte sogleich bestätigt. Ja! Natürlich war er immer von Klimt, Mucha und Hundertwasser begeistert und er zeigt mir in manchen Bildern auch Elemente die eine klare Parallele zu diesen Vorbildern zulassen.

Wer das Werk des Künstlers betrachtet, der stellt fest, dass das Hauptmotiv in seinen Werken die Frau ist. Diese erscheint immer auf sinnliche und geheimnisvolle Weise, nie obszön oder anstößig.
Die graziöse und lebendige Silhouette der Frau steht zudem im Kontrast zu den graphischen Elementen, die sie umgeben. Zu seiner Malweise und seinem Vorgehen, zuckt Willy Bâ mit den Schultern und erklärt, dass er seine Bilder zwar anhand von Umrissen klar strukturiert und anordnet, jedoch nur die Konturen und nie die vielen kleinen Muster und Formen innerhalb der Umrisse im Kopf hat und diese spontan während des Malens erfindet.
Auffällig in den Bildern Bâ's ist auch seine zweite Konstante, seine Signatur, eine stilisierte Ente, das Symbol für Fruchtbarkeit bei den Peul, ein afrikanischer Volksstamm, bei dem er gelebt hat.
Für Willy Bâ ist seine Arbeit etwas meditatives und die Harmonie zwischen der Arbeit mit Rapidograph und chinesischer Tinte, sowie Acrylessenzen oder Farbpigmenten, bevorzugt aus Afrika und Indien.
Wer die Bilder von Willy Bâ uf der Internsetseite betrachtet, blickt auf die Arbeit von zwanzig Jahren des Künstlers zurück und kann klar die Einflüsse und Entwicklungen nachvollziehen, die seine Bilder zu jeder Zeit geprägt haben.
Ein äußerst beeindruckender Künstler und sehr liebenswert. Ob er in Montolieu bleiben will, kann er noch nicht beurteilen. Im Moment träumt er von einem Boot und natürlich Reisen.
Eine Austellung des rastlosen Künstlers ist in den nächsten Wochen in Montolieu zu sehen, wo er seine aktuelle Serie an Arbeiten vorstellt.